Republik Polen

Der Name Polen kommt vom westslawischen Stamm der Polanen, die sich ab dem 6 Jh. im Gebiet der heutigen Wojewodschaft Großpolen um Poznań (Posen) und Gniezno (Gnesen) zwischen den Flüssen Oder und Weichsel niederließen.

Der Polane Piast gilt als Stammesvater der gleichnamigen Dynastie, die ab dem 10 Jh. das mittelalterliche Polen regierte. Der erste Piastenfürst ist Mieszko I. (reg. um 960-92), der eine deutsche Prinzessin heiratete und sich nach römisch-katholischem Ritus taufen ließ (966). Binnen weniger Jahrzehnte gelang es ihm sein Herrschaftsgebiet ostwärts bis zur Weichsel auszudehnen. Gniezno (Gnesen) wird zur Residenzstadt des Fürsten und zum Polens ersten Erzbistum. Der Sohn von Mieszko I. Bolesław krönt sich 1025 zum König. Der deutsche Kaiser Otto III. gesteht dem polnischen Vasallen Autonomie zu.
Nach dem Einfall der Böhmen (1038) im Südwesten des Landes verlegt König Kazimierz I. die Hauptstadt von Gnesen nach Krakau. Der Wawel wird die offizielle Königsresidenz. Die Gegend um Krakau erwirbt den Namen "Kleinpolen" im Unterschied zum "Großpolen", dem Stammland der Piasten.
Thronstreitigkeiten führen im 12 Jh.-14 Jh. zum Zerfall des Königsreichs in Teilfürstentümer. Pommern fällt an das Deutsche Reich, Schlesien an Böhmen. Erst König Władysław I. vereinigt die zerfallenen Teilfürstentümer zu einem Königreich. Seinem Sohn Kazimierz III. (letzter Herrscher der Piastendynastie, reg. 1333-70) gelingt es, neue Gebiete im Osten (Teile der heutigen Ukraine) anzugliedern. Er gründet die Krakauer Universität (1364).
Unter der Dynastie der Jagiellonen (1386-1572) wird Polen mit Litauen vereint (personale und reale Union); es entsteht flächenmäßig größter Staat des Kontinents. Das Imperium erstreckt sich bis Riga und Odessa, schließt die heutige Ukraine und Weißrussland ein.
Mit dem Verlöschen der Jagiellonen-Dynastie wird die Wahlmonarchie eingeführt. Der Adel wird auf Kosten der Krone gestärkt. Die Zentralmacht zerfälltt, Polen verstrickt sich in Kriege. 1655 schwedische Truppen besetzen das Land, das Gebiet der heutigen Ost-Ukraine sagt sich von Polen los. 1772, 1793 und 1795 wird Polen unter Preußen, Österreich und Russland aufgeteilt. Polen verschwindet für die Dauer von 123 von der Landkarte und existiert nun als Idee. Die Polen setzen anfangs ihre Hoffnung auf Napoleon und kämpfen an seiner Seite. Napoleon schafft mit dem "Herzogtum Warschau" ein Protektorat, das später als "Kongresspolen" unter der russischen Besatzung weitgehende Autonomie genießt. Krakau wird unter Aufsicht der Teilungsmächte "Freie Stadt". Unter den Russen findet auch der erste Aufstand (November 1830) statt. Beim Aufstand im österreichischen Galizien verliert Krakau seinen "freien Status". Die Erhebung im preußischen Posen (1848) scheitert gleichfalls.
Nach dem I. Weltkrieg erlangt Polen seine nationale Unabhängigkeit.